Nik bricht den Rekord bei Lo-Show dei record
Bereits vor einigen Jahren konnte ich den Weltrekord in der Disziplin „Longest Breathhold upside down“ mit 4 min 29 aufstellen. Dabei wird man an den Beinen festgeschnürt und mit dem Kopf nach unten in ein Aquarium gehängt. Das war in der Lo-Show dei record. Der italienische Ableger der Guinness World Record Show, die es rund um den Globus in ähnlicher Form gibt.
Schon damals habe ich recht schnell gemerkt, in was für eine blöde Lage ich mich mit meiner Zusage gebracht hatte. Ich hatte die Anfrage, wie alle Fernsehanfragen nicht ernst genommen, weil es meistens ohnehin nicht klappt. Manchmal hing es an dem letzten Redakteur, der die Idee doch nicht gut fand, manchmal flog etwas anderes in letzter Minute aus dem Programm, weil es was aktuell wichtigeres gab. Meistens melden sich die Redakteure nach der ersten Anfrage überhaupt nicht mehr…oder…oder …oder
Erneuter Weltrekord Versuch bei „Luke – die Schule und ich“
Damals hat das dann aber mit der Guinness Show geklappt und ich musste trainieren. Und dann registrierte ich – Mist das ist ja echt anstrengend und auch wenn ich länger als sechs Minuten die Luft anhalten kann, mit dem Kopf nach unten fühlt sich das furchtbar an. Das Blut steigt in den Kopf und pulsiert in den Schläfen, das Herz schlägt lauter, der Rücken schmerzt. Man weiß überhaupt nicht vor was man am meisten Angst haben soll : Schlaganfall, Herzinfarkt oder mal wieder einen kapitalen Bandscheibenvorfall. Damals hat alles gut geklappt und ich hatte noch Luft, falls mal wieder eine Show anstand.
Zwischenzeitlich wurde der Rekord von einem Athleten aus dem Iran mit 4:40 min knapp gebrochen, was mich ziemlich kalt ließ. Einen Rekord aus eigenem Antrieb in dieser ungeliebten Disziplin würde ich im Leben nicht aus eigenem Antrieb machen. Doch dann kam 2020 die erneute Anfrage zu diesem Rekord für die Show „Luke – die Schule und ich“. Da ich Luke Mockridge cool fand und auch mal wieder Lust auf eine Herausforderung hatte und wie immer die Möglichkeit bestand, dass es nicht zustande kommen würde, habe ich zugesagt.
Als dann alle Termine Corona bedingt abgesagt wurden, stand irgendwann nur noch diese Show im Kalender und ich rechnete fest damit, dass dieser Termin ebenfalls abgesagt werden würde. Doch er blieb und ich blieb gesund, was auch noch so ein Unsicherheitsfaktor war. Ausgestattet mit einem Ausweis der „Systemrelevanz“ und der Erlaubnis die Reise nach Köln zu starten fuhren mein Trainingspartner und Rekordtaucher André Grabs und ich los. Über eine leere Autobahn in ein leeres Hotel irgendwo in Leverkusen, weil in Köln keine Herberge mehr zu finden war.
Im Sat 1 Studio waren wir ziemlich isoliert in unserer Garderobe und ich vertrieb mir die Zeit mit Atemübungen und Apnoetabellen, während André Gitarre spielte. Zur Probe durften wir die Garderobe verlassen und ins Studio. Dabei lief die Generalprobe sehr gut. Die Technik war noch besser als damals in Mailand und der Gurt schnitt dieses Mal so gut wie gar nicht in die Fessel meines Beines. Einer von vielen Schmerzen, die ich sonst bei diesem Rekord ausblenden müsste. Bereits in der Probe schaffte ich 4:40 min, habe also den bestehenden Weltrekord eingestellt. Eigentlich wollte ich früher hoch, aber die Signale waren noch nicht perfekt abgestimmt und es dauerte, bis die Technik die Zeichen von meinem Safety Andre richtig gedeutet wurden. Ich war total happy, denn während des Trainings in einer Turnhalle, war mir alles viel schwerer gefallen. Die Atemreize kommen natürlich viel früher, als beim normalen Apnoetauchen im Schwimmbad, aber dieses Mal später, als beim Training zu diesem Rekord. Dazu hatte ich an dem Tag in der Garderobe vor lauter Langeweile die ganze Zeit Kaffee getrunken und Schokoriegel gegessen. Es schien also noch genug Luft zu geben, für den nächsten Tag in der Sendung.
Nach einer weiteren Nacht im verlassenen Hotel stand der Rekord an. Dieses Mal waren die Promis da, von denen ich Oliver Welke von der Heute Show und Vanessa Mai von ….keine Ahnung woher kannte. Die Promis mussten Raten, wie lange ich die Luft anhalten würde, während ich im Studio unterstützt von Andre mich bereits runter atmete. Es ist die große Herausforderung, diese äußeren Einflüsse auszublenden, mithilfe von Atemübungen und Meditation entspannt zu bleiben und bei einem Kurzinterview unmittelbar vor dem Rekord nicht aus der Konzentration zu geraten und gleichzeitig etwas halbwegs sinnvolles zu sagen um bei der Ausstrahlung der Show sich nicht komplett zu blamieren.
Alles hat gut funktioniert, auch wenn die Anspannung größer war und so der Tauchgang nicht so locker lief wie am Tag zuvor. Kontraktionen kamen früher und obwohl ich während des Rekordes völlig ruhig wirke, war ich innerlich schwer beschäftigt, alles Muskeln locker zu lassen und die Kontraktionen nicht so oft zu zulassen. Von dem drumherum bekam ich wenig mit. Nur die Berührungen von Andre spürte ich, die mir zeigten, wie lange ich schon getaucht bin und ihm zeigten, dass ich noch bei Bewusstsein war. Mit drei aufeinanderfolgenden Berührungen, wusste ich dass ich es geschafft hatte. Ich drückte mich vom Boden ab und kam mit einem Rekord bei 4:51 hoch. Die Promis hatten gut getippt und lagen bei 5 min bzw. 4;12 min.
Nach dem Rekord war ich sehr froh es geschafft zu haben, in diesen verrückten Zeiten nicht krank geworden zu sein und mich im Fernsehen wieder nicht blamiert zu haben. Und wie immer bin ich mir ziemlich sicher, dass ich das bestimmt nie wieder machen werde.
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