Es hat schon eine ganze Weile gedauert, bis ich mich dazu entschließen konnte das Freediving unter Eis Event anzubieten. Ich empfand das Tauchen unter Eis, schon immer gefährlich und ich unterschreibe gerne die Aussage von Caro Krupop, die in ihrem Vortrag zum Thema „Extremsportdas Eistauchen als Extremsport hervor gehoben hat. „Wann immer eine falsche Entscheidung eine gefährliche, vielleicht lebensgefährliche Konsequenz hat, gilt ein Sport als Extremsport“. Das ist besonders beim Apnoetauchen unter Eis sicherlich der Fall. Aber am Ende macht auch genau das die Faszination aus. Wie gehe ich mit einer solchen Situation um ?

Unser Körper unser Geist ist ja zum Lebenserhalt programmiert. Es ist nicht förderlich unnötige Risiken einzugehen. Auf der anderen Seite wäre ein Leben, so ganz ohne Wagnis doch sehr langweilig. Die gesamte Evolution baut ja darauf auf, dass man immer wieder einen Schritt weiter geht und über sich hinaus wächst. Am Ende fühlt man sich stolz, wenn man etwas erreicht hat, was nicht jeder kann.

Warum ist das Apnoetauchen unter Eis gefährlich ?

Die Bedingungen unter Eis sind mit denen im Schwimmbad nicht zu vergleichen. Ich weiß noch, als ich zu Beginn auf die Rekorde von Christian Redl geschaut hatte, dachte ich mir „90 Meter mit Flossen unter Eis – das ist ja wirklich nicht schwer“. Aber am Ende ist es doch alles erheblich schwieriger. Das zwei Grad kalte Wasser, die flache Tiefe in der getaucht wird, die Höhe in der die Bergseen liegen, die schwierigere Tarierung im See, die kalte Luft – das alles führt dazu, dass sich die Leistung unter Eis mit denen im Schwimmbad nicht vergleichen lassen. Und letztlich ist ein Deckel über dir, der egal wie dünn das Eis ist, fast immer undurchdringbar bleibt. Und genau dort liegt auch der Kick. Wie kann ich meine Gedanken zur Ruhe bringen ?

Die Situation

Wenn um dich herum alles weiss ist, wie meistens am Weissensee, dann gewöhnen sich Deine Augen an die grelle Helligkeit. Stehst du dann vor dem Eisloch, dann erscheint es in diesem Kontrast dunkelschwarz. Lässt du dich dann ins Wasser gleiten, dann gewöhnen sich die Augen schnell an die veränderten Lichtverhältnisse und unter dem Eis ist es angenehm hell. Etwas womit man nicht wirklich rechnet ist, dass man unter dem Eis nicht so einfach merkt, ob man gerade unter einem Eisloch ist oder nicht. Und auch das macht die Orientierung unter Eis sehr schwierig. Bein meinen Eistauchrekorden hatte ich nur eine grüne Angelschnur als Orientierung . im kalten See nicht so clever, aber ich kam damit zurecht. Damals musste man jedes Weltrekord Projekt bei Guinness aufwändig vorbereiten und was Sicherheit und Organisation angeht ausführlich beschreiben. Die Idee hinter der Angelschnur war, dass man sich daran nicht entlang ziehen kann, gleichzeitig eine gleichmäßige Tiefe einfacher zu gewährleisten ist, denn ein normales Seil hängt an manchen Stellen auch mal ein paar Meter durch und so hat man bei Freitauchrekorden oft Streckenteile, an denen die Orientierungsleine nur 1,6 m und andere Teile die fünf Meter tief sind. So ist die Tarierung nicht einfach. Insgesamt hat man im geplanten flachen Teil sehr viel Blei. Obwohl mein damaliger Rekord Anzug eine Spezialanfertigung war, die an Armen und Beinen 3mm und nur am Körper 5mm hatte, brauchte ich über 10 KG Blei, die ich mitschleppen musste.

Ruhe in die Gedanken

Wie auch Caro in ihrem Sportpsychologischen Vortrag beschreibt sind Self Talks sehr wirksam : Instruierend, motivierend und wohlwollend mit sich reden. Ich habe bei meinem ersten Rekordversuch permanent freundlich und motivierend auf mich eingeredet um negative Gedanken nicht zu Wort kommen zu lassen. Das hat perfekt funktioniert. Dabei sollten Verneinungen, wie „ich habe keine Angst“ vermieden werden, weil sonst nur „Angst“ hängen bleibt. Dazu hatten wir vor einiger Zeit auch einen interessanten Vortrag von Silke zum Thema Magic Words“. In diesem Part habe ich auch schon etwas ausführlicher über mentale Fertigkeiten gesprochen und demnächst erkläre ich in meinem Vortrag am Beispiel eines Weltrekordversuches im Eistauchen meine 8 Tipps um erfolgreich Apnoe zu tauchen.

Warum ist das Apnoe unter Eis Event so begehrt ?

Der erste Grund ist, dass es die Menschen fasziniert. Es wird häufig als die Königsklasse des Apnoetauchens bezeichnet und spielt natürlich auch mit den Emotionen von Menschen die sich überhaupt nicht vorstellen können wie man das machen kann. Es ist aber auch die Kombination aus Naturerlebnis in einer der schönsten Landschaften der Welt, Eindrücke die man unter Eis hat beim betrachten der Lichtspiele und des Eises und natürlich das drumherum, wie tolles Essen, freundliche Menschen, Sauna, Pranayama und vieles mehr. Mit dabei sind wie immer die Yachtdiver, die uns die Löcher machen, uns zum See und wieder zurück fahren, sich um die Genehmigungen kümmern und und und. Das ganze findet im Hotel Kolbitsch statt, wo wir perfekt versorgt und umsorgt werden, dazu eine tolle Sauna vorhanden ist und jedes Jahr ist ein Fotograf dabei, der unsere Heldentaten aufnimmt und uns die Bilder im Anschluss zur Verfügung stellt. Tatsächlich sind die beiden Eistauchevents für kommendes Jahr schon wieder ausgebucht. Außerdem bieten es kaum Veranstalter an. 

Wie läuft das Eistauchevent ab ?

Am ersten Tag ist der Anreisetag. Alle kommen irgendwann im Hotel an, die meisten entdecken dann bei einem Spaziergang die Gegend. Abends gibt es das Safety Briefing und den Papierkram ( Haftungsbefreiung, Medical Statement, Brevet – wir nehmen nur Freediver mit Seeerfahrung und fortgeschrittenem Brevet mit ).

Am zweiten Tag fahren wir an den See, die Löcher habe ich bereits gemeinsam mit den Yachtdivern gesägt. Jede Strecke besteht aus zwei Löchern, die mit einem Seil verbunden sind. Jeder Taucher hat eine Lanyard dabei und hängt sich ins Seil ein. Die ersten Tauchgänge sind Gewöhnungstauchgänge bei denen die Taucher nur einige Meter unter das Eis und wieder zurück tauchen. Nach und nach wächst das Selbstvertrauen und die Taucher ziehen die ganze Strecke durch. Wir haben ein Sicherungssystem über das ich lange nachgedacht hatte, weil das Unterschied macht zwischen einem sicheren und unsicheren Event. Zu Beginn hatte ich große Bedenken, aber der Wunsch so etwas für andere Menschen erlebbar zu machen war größer und mit meiner langjährigen Erfahrung im Eistauchen war ich mir sicher es so zu organisieren, dass es für die Teilnehmer sicher abläuft.

Wie geht man mit der Kälte um

Das Wasser hat unter Eis nur zwei Grad, es ist wirklich kalt. Das stehen auf dem Eis führt zu kalten Füssen. Auch wenn man einen warmen Anzug – ich empfehle mindestens 7mm an hat, so friert man irgendwann an die Hände und Füsse. Dicke Socken und dicke Handschuhe ( 3 Fingerhandschuhe sind vorteilhaft ) sind wichtig. Während ich auf dem Eis stehe trage ich Crocs die isolieren sehr gut und man kann einfach reinschlüpfen. Was ganz wichtig ist : Wenn man nun dicke Handschuhe und Socken in 5mm hat, dann sollte man prüfen, ob die Fussteile seiner Flosse noch passen, manche haben da vor Ort ihr blaues Wunder erlebt.

Tatsächlich ist das Feedback der Leute eher positiv, was die Kälte angeht „Habe ich mir kälter vorgestellt“, „war nicht so schlimm“, „war eigentlich o.k.“. Ich glaube das liegt daran, dass man sich auf etwas extremes einstellt und dann merkt, dass es doch nicht ganz so schlimm ist, wie gedacht. Der Weissensee liegt übrigens nur auf 900 Meter und gilt als Eissicher. Bei uns im Schwarzwald liegt selbst der Schluchsee höher. Der Vorteil beim Weissensee ist, dass er von hohen Bergen umringt ist und so kaum Wind an den See gelangt, wodurch weniger Wasserbewegung den See schneller zufrieren lässt. Das bedeutet aber auch, dass es am Eisloch nicht so windig ist. Wenn die Sonne scheint ist ohnehin alles gut, dieses Jahr hatten wir -4 Grad Lufttemperatur und trotzdem hatte man das Gefühl, dass man sich an Land wieder aufwärmt. Ich empfehle da immer eine Skihose und Jacke zum über den Anzug ziehen. In der Nahegelegenen bewirtschafteten Hütte kann man sich aufwärmen, auf die Toilette gehen und sich was warmes zum Essen und trinken kaufen.

Also….

gewöhnt Euch an die Kälte. Einige der Teilnehmer*innen sind schon von Anfang an dabei und immer mehr springen auch mal ohne Kleidung rein – verrückt finde ich. Wer einen fortgeschrittenen Kurs ( AIDA ***, SSI Freediver Advanced etc. ) hat, kann sich anmelden und auf die (Warte) Liste setzen lassen. Das nächste Mal geht es vom 15.-19.01.2025 an den Weissensee. Erst Gruppe Mittwoch bis Freitag und zweite Gruppe Freitag bis Sonntag. Ich freue mich schon darauf.